2 Monate Finca Kunterbunt

Nach den turbulenten Reisemonaten durch Marokko ist es wie ein nach Hause kommen, als wir wieder auf den Hof der Finca rollen.

Es fühlt sich schon nach kurzer so an, als ob wir nie weg gewesen waren. Und schnell stellt sich ein Finca Alltag ein.

Wir frühstücken jeder etwas für sich, aber alle zusammen, am Anfang noch am Trampolin in der Sonne, später als es zu heiß wird, im Hof unter dem Karob Baum im Schatten. Niels werkelt danach immer irgendetwas im Garten, am Haus oder in der Werkstatt, die er erst einmal richtig sauber macht und ordnet. Auch ich suche mir diverse Projekte: Ich flicke das Trampolin mit dem gewachsten Makramee Garn. Es werden diverse Blumen von mir umgesetzt und umgetopft. Ich lege einen kleinen Kräutergarten an um die Pfefferminze, die schon da war, aber nur noch kläglich unter einem wild wuchernden Fenchelstrauch wächst. Das ist ein kleines Herzensprojekt von mir, da ich das buddeln in der Erde in einem kleinen Garten sehr vermisse. Auch züchte ich neue Papaya Pflanzen aus den Kernen des Papaya Baums hier auf der Finca. Zu guter Letzt baue ich mit Niels noch eine Lounge mit Steinen und Euro Paletten unter dem Karob Baum. Das wird ganz schnell unser Lieblingsplatz.

Im Verlauf gesellt sich eine weiße Streuner Katze zu uns, die aber leider total verwahrlost aussieht und nur noch die Hälfte ihres Schwanzes hat. Nach einigen Internet Recherchen und Emails habe ich ein Tierheim in der Nähe der Finca ausfindig gemacht. Dieses leiht mir eine Katzenfalle, um sie einzufangen. Ein kläglicher Versuch vorher endete nur darin, dass die Katze mich in den Daumen gebissen hat. Zum Glück ist der Katzenbiss ohne Probleme verheilt. Leider hat die Katze es nicht geschafft und musste eingeschläfert werden. Sie war so schwer krank mit Durchfall, Erbrechen und Immunschwäche

Die Finca Franzi und ich organisieren uns mit dem Mittagessen Kochen, sodass einer immer mal nicht kochen muss. Das ist auch eine riesige Erleichterung. Es ist wunderbar, gemeinsam unter dem Karob Baum am großen Tisch zu essen.

Ich merke grad beim Lesen, dass ich immer wieder diesen Karob Baum erwähne. Dieser ist das Zentrum vom Hof, ca. 400 Jahre alt und eines der majestätischsten Bäume, die ich je gesehen habe.

Am Nachmittag gebe ich mich oft meiner Kreativität hin. Das Häkeln und Stricken ist grad etwas in den Hintergrund getreten. Dafür steht jetzt Mikro-Makramee, also Arm- und Fußbänder knüpfen, auf dem Programm. Herrlich, was man da alles machen kann. Neben den Armbändern tauchen dann plötzlich auch kleine Perlen auf, mit denen man wunderschöne Ohrringe herstellen kann. Das ist eine komplett neue Welt, in die ich mich total versenken kann.

Die Kinder bewegen sich schnell sehr frei und unabhängig. Anouk ist praktisch immer irgendwo unterwegs. Und auch Naira ist im Vergleich zum letzten Mal auf der Finca schon viel mutiger und selbstständiger.

Die Tage werden nun immer heißer, sodass wir den Pool immer mehr zu schätzen wissen. Einmal ist dieser gekippt und für fast zwei Wochen ganz grün. Der Pool-Boy weiß auch nicht weiter, sodass Franzi dann eine neue Pool-Reinigungsfirma holen muss. Nach 3 Tagen ist der Pool dann zu unser aller Freude wieder sauber. Vor allem Anouk kann es kaum erwarten, bis sie endlich schwimmen kann und lernt das in ca. 2 Wochen wie von selbst. Sie lässt Stück für Stück die Polster aus ihrer Schwimmweste weg und schwimmt und taucht bald sicher und mit viel Freude.

Wir hängen nicht nur auf der Finca rum, sondern unternehmen auch was.. Zum Beispiel schauen wir uns an, wie 1-jährige Wasserschildkröten aus der Aufzucht in die Freiheit ins Meer entlassen werden, da dies direkt am Strand von Denia statt findet. Wir machen alle zusammen einen Ausflug nach Altea. Der Zug fährt von Denia direkt bis in das kleine Städtchen im Hinterland. Leider geht unser Plan nicht ganz auf, da ein Teil der Zugstrecke saniert wird und wir für ein Stück auf den Bus umsteigen müssen. Das ist dann doch nicht so entspannt, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber die Stadt selbst und das indische Restaurant sind toll.

Ein besonderes Highlight war das Farbenspiel, bei welchem man eine Farbe aus einem Säckchen zieht und dann müssen alle in ihre Camper oder ins Haus rennen und sich irgendetwas von dieser Farbe anziehen. Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht und Spaß gehabt. Aber das Aufräumen hinterher dauert mindestens genau so lange wie das Spiel selbst. 😉

Da kurz vor unserer Ankunft drei Hühner verschwunden sind, holen wir während unseres Aufenthaltes drei Neue. Ein Weißes, was wir Esmeralda taufen, und zwei Braune. Das eine Braune heisst Sophia und das Andere hat ein zu kurzes Bein und hinkt daher etwas, Wir können uns nicht entscheiden, ob wir es Hinkelotta, Humpelliese, Schaffelhuhn oder doch Brigitte die Dritte nennen sollen. Die drei neuen Hühner kommen leider aus Käfighaltung. und es dauert über eine Woche, ehe sie sich aus dem Stall trauen, obwohl die Tür offen steht. Sie bleiben lieber im Stall und drängen sich in eine Ecke. Das ist Psychologie live. Sie kennen nur den Käfig, und obwohl das total wider ihrer Natur ist, ist ihnen das vertraut. Und anstatt die Freiheit zu wählen, wählen sie das für sie vertraute, auch wenn ihnen das nicht gut tut. Das kann man 1:1 auf den Menschen übertragen.

Ansonsten gibt es wieder Frauenkreise, Yin Yoga mit Jess, Kombucha Kurs mit Franzi, alle 2 Wochen Sonntagsbrunch, Strandausflüge, Feuer mit Stockbrot und für die Kinder Schleim machen, Steine bemalen und Schaukeln, Schaukeln, Schaukeln ohne Ende.

Dank Marlas gutem Draht zu unseren Kindern und ihrer Bereitschaft, für einige Stunden auf sie aufzupassen, kommen Niels und ich in den Genuss von einigen Paardates, was wir so, seit 1,5 Jahren nicht mehr hatten.

Mirja, Lenja, Maharani und Franzi feiern ihre Geburtstage und auch Emma, die 3 jährige Tochter von Rudolfs, feiert Geburtstag und lädt unsere Kinder zu sich in ein kleines spanisches Dorf ein.

Auch Tiere können wir immer wieder sehen. Wir entdecken einen Igel, Kröten ( die am Ende nur noch 3 Beine hatte – vielleicht vom Igel abgebissen, den ich einmal Nachts auf der Kröte habe hocken sehen), riesige Heuschrecken mit Flügeln, Schnecken, Kakerlaken, Asseln, Spinnenläufer, eine Gottesanbeterin und einen krass langen Tausendfüsser, der schon fast wie eine kleine Schlange aussieht.

Niels hat nach langer Suche auch eine Möglichkeit gefunden, Kiten zu gehen und kann in den letzten Wochen einige Kite-Stunden nehmen. Und auch nach langer Suche bestellt sich Niels ein Handpan bei Amazon, was erstaunlich schnell geliefert wird. Nun beglückt er uns regelmäßig mit seinem wunderbaren improvisierten Spiel, was augenblicklich beruhigt. Auch die Berge beruhigen ihn, jedoch ist es so heiß, sodass er es effektiv nur einmal auf den Montgo schafft an einem bedeckten Tag.

In der letzten Woche machen wir noch eine Psytrance Techno Sommer Party. Hierfür leiht uns Olli extra seine Boxen und sein Mischpult. Richtig toll. Sogar eine Kakao Zeremonie bauen wir da noch mit ein.

Bei unserem letzten Ausflug zum Strand fahren wir durch Denia und werden von Menschenmassen und hohen Holzbarrikaden überrascht. Mit Hilfe von Google erfahren wir, dass vom 6.-12 Juli das Grosse Festival statt findet. Das Hauptfest wird zu Ehren des Heiligen Blutes ( Santíssima Sang ), dem Schutzpatron von Dénia, gefeiert . Sein religiöser Ursprung geht auf die Gründung der Bruderschaft vom Blut Christi im Jahr 1587 zurück. Eines der typischsten Events dieses Festes sind die Stierkämpfe, «Els Bous a la mar» – «Die Bullen ins Meer». Hierfür steht die Arena direkt am Hafen. Ziel ist es, dass junge Männer und Frauen den Stier so sehr reizen, dass dieser bei einem Angriff ins Meer fällt. Zum Glück wird dieser dann von einem Boot gerettet. Um die Stiere in die Arena zu bekommen, findet zu Beginn der sogenannte «Stierlauf», L´Entrada de Bous, statt. Hierfür werden die Stiere durch die Stadt getrieben und mit eben diesen großen Holzbarrikaden, die wir gesehen haben, die Zuschauer geschützt.

Am Anfang sind auch noch Anna, Dennis und ihr 3 jähriger Sohn Quinn, Axel und Mirja mit ihren Kindern Silas und Lenya und für eine kurze Zeit auch nochmal Jess und Flo mit ihrer Tochter Soleya, die wir ja schon in Tarifa wieder getroffen haben, mit da. Sie sind dann aber alle für den Sommer in Deutschland und kommen erst im Herbst wieder. Das fühlt sich schon sehr komisch an, dass wir dann nicht mehr auf der Finca sind. Neben all diesen schönen Dingen, fangen wir natürlich auch an, unsere weitere Zukunft nach unserer Rückkehr in die Schweiz wieder vorzubereiten. So richtig können wir es uns nicht vorstellen, wieder in den normalen Rhythmus zurück zu kehren. Danke Franzi, dass du den Rahmen stellst, damit all das Schöne auf der Finca geschehen und sich Menschen tief begegnen können. Ich vermisse euch alle jetzt schon.

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Franzi Verfasst von:

2 Kommentare

  1. Mu Annett
    18. Juli 2024
    Antworten

    Nur ganz kurz:
    Franzi deine Armbänder sind so wunderschön!! Sehr kreativ 😃. Bin beeindruckt. LG Annett

    • Avatar-Foto
      Franzi
      19. Juli 2024
      Antworten

      Dankeschön 🙂

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