4 Tage Wüsten-Trekking

Wir entscheiden uns für eine Rundtour mit Dromedaren und 3 Übernachtungen in der Wüste. Wir werden über 46 Kilometer zu Fuss und auf Dromedaren reitend durch die Wüste wandern.

Tag 1

Nach einem schnellen Müsli Frühstück im Camper packen wir alle Dinge, die wir glauben für ein Wüstentrekking zu benötigen, zusammen Am Tag zuvor haben wir Niels und ich auch noch Turban-Tücher mitbringen lassen von einem, der für Einkäufe mit dem 4×4 in die Stadt gefahren ist. Jetzt sind wir alle 4 ausgestattet. Während wir unsere Sachen zusammen packen, werden alle anderen Dinge, die wir Europäer in der Wüste brauchen, auf die Kamele geladen. Angefangen von Wasser in Flaschen, über frisches Gemüse bis hin zu Schaumstoffmatratzen zum Schlafen.

Die Kinder sind schon ganz aufgeregt, dass sie auf einem Dromedar reiten können. Wir laufen mit drei Dromedaren: Mimun, unserem Reit-Dromedar, Ali und Elhassan, und zwei Führern: Hassan und Mohamed. Es ist echt beeindruckend, was die Dromedare tragen können und wie das ganze Gepäck auf ihnen festgeschnallt ist. Es ist geplant, dass die Kinder reiten und Niels und ich laufen. Aber jetzt am Anfang wünschen sich die Kinder, dass ich mit oben sitze. Also reiten wir den ersten Abschnitt zu dritt auf Mimun. Langsam setzt sich die Karawane in Bewegung. Es scheint, als würden die Kamele in Zeitlupe laufen, aber sie machen so große Schritte dabei, dass vor allem ich recht straff laufen muss, um dran zu bleiben. Bis zur Mittagspause laufen wir nicht all zu lange. Wir wandern entlang kleiner Sanddünen und kommen dann in eine Steinwüste, in der immer mal wieder kleinere Büsche, Tamarisk Bäume und Akazien wachsen. Wir erreichen einen großen Schatten spendenden Tamarisk Baum, an dem wir eine längere Mittagspause einlegen. Die Dromedare werden bis auf die Untersättel abgeladen. Und Schwuppdiwupp baut Hassan in der Wüste eine Küche auf mit Gaskocher, Geschirr, Gläsern, Tajine, Topf, Gemüse, Gewürzen und alles, was man sonst noch zum Kochen braucht. Hassan und Mohamed breiten einen schwarz-roten Teppich aus, auf dem die oben erwähnten Matratzen gelegt werden, auf denen wir ausruhen können. Dann gibt es süßen Minztee während Hassan unser Mittagessen zubereitet, ein köstliches Berber Omlett (Tomate, Zwiebeln und Ei) mit frischem Salat und Brot. Und was das Bewundernswerteste an der ganzen Sache ist, dass wir uns aktuell im Ramadan befinden und Hassan und Mohamed tagsüber weder etwas trinken noch essen dürfen. Und das während eines Wüstentrekkings. Und während sie sich um unser leibliches Wohl kümmern. Als wir essen, legen sich die beiden Schlafen und erst mehrere Stunden später, als die Sonne schon tiefer steht und es nicht mehr so warm ist, geht es weiter. Langsam verändert sich die Landschaft und immer mehr Akazienbäume tauchen auf bis wir schließlich in einem richtigen kleinen Wäldchen sind. Dies wird nach 12 km Marsch unser erstes Nachtlager. Die Dromedare werden komplett abgeladen und mit einem Strick die Vorderbeine zusammengebunden, sodass sie sich nur in kleinen Schritten bewegen können. Die zunächst sehr befremdliche Methode scheint aber effektiv zu sein. Die Dromedare haben genug Freiraum, um sich zu bewegen, können aber trotzdem nicht weit weg laufen, und es braucht keinen Zaun. Die Dromedare fressen tatsächlich die mit riesigen Dornen versehenen Akazien.

Wieder kommt der große Teppich auf den Boden mit den Matratzen darauf, es gibt Tee und eine wunderbare Gemüse Tajine zum Abendessen. Gemeinsam sammeln wir Feuerholz und halten dabei Ausschau, ob wir Strauße erblicken, die hier in dem Akazienwald leben sollen. Aber bis auf 2 Straußenfedern entdecken wir keine Tiere. Zur Nacht bauen wir moderne Trekkingzelte für uns auf, in denen wir mit den Matratzen und Decken schlafen. Unsere Begleiter schlafen in einem Schlafsack unter freiem Himmel. Es ist erstaunlich kühl gegen morgen und ich lege meine Decke doppelt und sogar noch eine oben drüber, so wird mir endlich wieder warm. Die Kinder schlafen super und scheinen nix von der Kälte zu spüren. Die Wüste ist so ruhig, dass ich gar keine Ohrstöpsel brauche zum Schlafen, manchmal höre ich die Dromedare vorbei laufen oder unsere Begleiter leise reden. Sie dürfen ja nach Sonnenuntergang essen und auch nachts und am frühen morgen, wenn wir schlafen, nehmen sie noch eine Mahlzeit zu sich. Zwischen diesen Mahlzeiten schlafen sie immer mal wieder für ein paar Stunden, aber viel ist das in Summe nicht.

Tag 2

Als wir morgens gegen 8/9 Uhr aufstehen, ist unser Frühstück schon bereit: Brot mit Schmelz- oder Frischkäse, Marmelade, Schokolade, Dattelsirup und Milch für Kakao, Kaffee, Tee und Organgensaft. All diesen Luxus tragen die Dromedare für uns in die Wüste. Manchmal kommt mir das recht absurd vor. Trotzdem überwältigt uns das Gefühl mitten in der Wüste zu sitzen und zu frühstücken. Danach wird wieder alles von Hassan und Mohamed verstaut und auf den Dromedaren verschnürt und weiter geht`s mit unserer kleinen Karawane. Diesmal trauen sich die Kinder alleine auf Mimun zu reiten. Sie haben sich schon an das Schaukeln beim Reiten und die Prozedur beim Auf- und Absteigen gewöhnt, wenn sich die Dromedare hinlegen müssen. Heute laufen wir nur einmal, dafür etwas länger. Die Kinder wechseln sich ab, mal reiten beide zusammen, mal reiten Naira und ich, mal Anouk und Niels, mal Anouk alleine während Naira in der Trage Mittagsschlaf macht. Für Niels ist es das Erste Mal auf einem Kamel und es ist eine «interessante» Erfahrung, die er nicht wieder haben muss 😉 Am Ende der heutigen Etappe erreichen wir einen Brunnen, an dem die Dromedare trinken und auch wir unsere Wasservorräte zum Abwaschen auffüllen können. Der Brunnen ist 40m tief, der Wasserspiegel ist bei 25m. Ein paar hundert Meter vom Brunnen entfernt steht ein Nomadenzelt. Und Weit und Breit ist nix zu sehen außer ein paar Akazienäume. Wie und wovon leben denn diese Menschen? Das bleibt mir immer noch ein Rätsel.

Auch diesmal schlagen wir unser Nachtlager unter einem Akazienbaum auf. Heute sind wir 12.3 km gelaufen. Mittlerweile kennen wir die Abläufe und helfen mit, alles vorzubereiten: Teppich ausbreiten, Matratzen und Decken darauf, unsere Schlafzelte aufbauen. Auch die Kinder wollen immer wieder helfen. Sie haben viel Freude an dem ganzen Prozedere. Anouk verschwindet häufig mit Hassan in der Küche und schaut ganz genau zu, was er macht. Das gefällt auch Hassan. Das Sammeln des Feuerholzes für diesen Abend ist nicht so einfach, da es einfach nicht so viel trockenes Holz gibt in der Umgebung und wir ein recht weites Gebiet abgrasen müssen, aber auch aufgrund der spitzen Dornen unseres Feuerholzes von den Akazienbäumen. Niels und ich haben hinterher zerkratzte Hände und einige Splitter in den Händen. Und das fressen die Dromedare!

Immer wieder bewundere ich die Ruhe mit der Hassan und Mohamed bei all ihren Tätigkeiten vorgehen, nichts scheint sie aus der Fassung zu bringen. Und auch wenn die Kinder mal schreien oder sich streiten, lächeln sie nur wissend und warten geduldig. Ich wünschte, etwas von ihrer Langsamkeit und Gelassenheit würde in unseren Alltag herüber tröpfeln.

Tag 3

Und wieder haben wir gut geschlafen in der Wüste. Diesmal die Kinder und ich in einem Zelt, weil sie sich am Abend nicht entscheiden konnten, wer bei mir schläft. Dies bescherte Niels eine besonders ruhige und erholsame Nacht. Die Kinder wollen gleich wieder helfen und tragen die Decken aus den Zelten. Sie haben mittlerweile auch gut Vertrauen zu Hassan und Mohamed gefasst. Heute laufen wir wieder am Stück unsere Strecke und schlagen gegen 14 Uhr unser Lager für die Nacht auf. Am Ende der heutigen Tour kommen wir kommen erneut an einem Brunnen vorbei, aber die Dromedare sind gar nicht durstig. Wir treffen eine Deutsche Frauengruppe an dem Brunnen, die mit dem 4×4 in der Wüste unterwegs ist. Sie staunen sehr, dass wir erstens mit den Dromedaren für mehrere Tage in der Wüste sind und dann noch mit 2 kleinen Kindern. Da merken wie wieder, dass wir doch eine andere Sicht auf die Dinge haben. Für uns war das völlig klar, dass wir mit den Kindern langsam und intensiv die Wüste erleben wollen. Ich freue mich immer wieder darüber, dass die Kinder sich auf unser Trekking einlassen können, abgesehen von ein paar üblichen Streitereien, wer wann und wo reiten/helfen/sitzen etc. darf. Aber sie sind interessiert und neugierig an Allem. Heute verlassen wir die Steinwüste und kommen wieder in die Sanddünen. Dies ist das, was man sich allgemein als Sahara vorstellt. Auch wir lernen erst, dass die Sahara eigentlich zum größten Teil aus Stein und Felsen besteht. Immer wieder überqueren wir auch ausgetrocknete Flussbetten, in denen besonders viele Bäume und Büsche wachsen. Es hat hier seit Jahren nicht geregnet und es ist staubtrocken. Mir ist echt unklar, woher die Pflanzen hier ihr Wasser beziehen. Wir sehen Spuren von Gazellen und Straußen und von Weitem sehen wir sogar 2 Gazellen. Aber sie sind so scheu und schnell, sodass sie eigentlich nur als zwei dunkle Punkte am Horizont erkennbar sind. Nach 8.7km Strecke schlagen wir unter einem Tamarisk-Baum ( zu unserer Freude hat der keine Dornen) unser Lager auf umgeben von Sanddünen. Es wirkt surreal wie schön es hier ist. Heute ist es aber auch sehr sehr heiß und Mohamed und Hassan sind sehr darauf bedacht, wie auch schon die anderen Tage zuvor, dass wir eine Kopfbedeckung tragen. An den bisherigen Tagen wehte ein leichter bis mittlerer Wind, der uns die Hitze nicht so hat spüren lassen. Trotz der Hitze tragen unsere Begleiter mehrere Lagen Kleidung übereinander. Mohamed hat ein T-Shirt, ein kurzärmeliges Hemd und ein langärmeliges Hemd und zwei leichte Hosen übereinander. Hassan trägt eine Trekkinghose, ein Langarmshirt und darüber eine weiße Jelaba. Und beide natürlich einen Turban um den Kopf gewickelt. Wir sehen sie praktisch nie ohne, selbst nicht am Abend oder in der Nacht. Für uns ist es nach Sonnenuntergang eine Erleichterung, den Turban oder den Hut abnehmen zu können, weil es uns irgendwie stört.

Gegen Abend machen wir uns nochmal zu einem Spaziergang in den Sanddünen auf. Es ist herrlich. Ich sauge die Landschaft und die Ruhe förmlich auf. Die untergehende Sonne taucht die Dünen in ein goldenes Licht, wie im Bilderbuch. Noch völlig berauscht von der Schönheit werden wir zum Abendessen gerufen. Auch es gleicht wieder einem kleinen Wunder, was Hassan für uns in der Wüste für Köstlichkeiten zaubert.

Das Holz sammeln für uns allabendliches Feuer ist heute kein Problem. Trotz der Sanddünen stehen überall vertrocknete Bäume, die wunderbar brennen. Hassan erzählt, dass die Bäume zuerst hier wuchsen und sich erst dann die Wüste ausbreitete. Wir sehen es immer wieder, dass die Bäume in einer Sanddüne ein geweht sind. Manche sind noch grün, aber viele schon vertrocknet. Vielleicht werden auch die dann bald verschwinden.

Unser Vorsatz, die Kinder heute zeitig schlafen zu legen, wird von einer ausgelassenen Stimmung beim Holz nach legen am Lagerfeuer durchkreuzt. Mohamed hat solche Freude an der Freude unserer Kinder und schleppt immer neue trockene Bäume an, die Anouk und Naira in kleinen Portionen aufs Feuer werfen.

Tag 4

Die Sonne steht schon hoch am Himmel als wir endlich aus unseren Zelten krabbeln und es scheint noch wärmer zu sein als gestern. Kein Lüftchen weht. Unsere Wüsten Routine läuft jetzt schon ganz automatisch und wir kennen die Handgriffe, die wir helfen können. Heute am letzten Tag ist die Wanderung wieder zweigeteilt, das heißt, wir wandern am Vormittag ein Stück, machen lange Mittagspause und dann am späten Nachmittag nochmal den restlichen Weg bis zum Sahara Peace Camp. Heute sind die Kinder quengeliger als sonst und wir spüren bei ihnen den wenigen Schlaf aufgrund des gestrigen Abends. Wir verlassen die Sanddünen und kommen wieder in steinigeres Gebiet. Hier finden wir ganz viele Wüstenblumen, die Niels und ich als „Rose von Jericho“ kennen. Und auch ganz viele verschiedene Steine, bei einigen sind wir nicht sicher, ob es nicht Fossilien sein könnten. Und manche sehen aus, wie mit flüssigen Stein (Lava?) überzogen. Scheinbar gibt es in der Wüste auch Meteoriten, die aber recht schwer von Lavaschlacke zu unterscheiden sind.

Unsere Mittagspause machen wir wieder unter einem großen Tamarisk-Baum. Wir essen und unsere Begleiter schlafen. Als es Zeit wird, aufzubrechen, sind unsere Dromedare weit und breit nicht zu sehen. Mohamed und Hassan machen sich auf, sie zu suchen. Dann sind auch sie verschwunden. Jetzt sitzen wir mit einem Haufen Ausrüstung alleine in der Wüste. Nach ca. einer Stunde kommen sie mit den Dromedaren zurück. Sie sind diesmal ganz schön weit ausgebüchst, trotz ihrer Fußfesseln. Hassan wurde von einem Motorrad mitgenommen, der unsere Dromedare gesehen hatte. Sonst hätte alles noch viel länger gedauert. Mit 14.2 km war es heute auch die längste Strecke. Dadurch kommen wir erst spät im Sahara Peace Camp an, aber wir werden mit einem erneut goldenen Sonnenuntergang und leuchtenden Farben der Wüste belohnt. Was für ein krönender Abschluss unserer Tour.

Mustapha wartet bereits im Camp auf uns und der Tisch ist für alle gedeckt. Weil Ramadan ist, essen alle erst nach Sonnenuntergang und wir dürfen uns einfach mit dazu setzen. Es gibt weisse Harira mit Reis, Msemmen mit Gemüse, Omelett, Brot, Käse (Schmelzkäse, Frischkäse), Joghurt, Fruchtsalat, Süße Teilchen mit Honig und Sesam, Orangensaft, Tee und eine krümelige Masse aus Nüssen, Honig, Öl. Müde und erschöpft verlassen wir dann die Runde, die jetzt erst richtig anfängt und in der Nacht mehrfach essen und wenig schlafen wird.

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Franzi Verfasst von:

4 Kommentare

  1. Eltern Niels
    20. März 2024
    Antworten

    Wundervoll!
    Ihr habt irre und tolle Erfahrungen machen können. Es ist unglaublich, was alles so mitten in der Wüste möglich ist. Einfach im Sand kochen und die feinsten und bunten Gerichte zubereiten. Alle Achtung! Eure beiden Begleiter haben eine tolle Arbeit geleistet und das sichtbar mit ganz viel Herz. Ein zusätzliches Geschenk!
    Es ist für euch alle eine wirklich nachhaltige Wüste Reise.
    Es freut uns sehr, dass auch die Kinder ihren Spaß hatten und so gut durchgehalten haben.
    Vielen lieben Dank fürs Mitnehmen! Franzi du hast alles so prächtig und eindrücklich geschildert.

    Euch weiterhin eine wunderschöne Zeit!

    • Avatar-Foto
      Niels
      21. März 2024
      Antworten

      Wir waren auch überrascht von der Vielfältigkeit der Gerichte! Wir wussten vorab ja nicht genau, was uns erwartet und haben uns einfach darauf eingelassen. Es hat sich aber wirklich gelohnt 🙂

  2. (Opa) André und (Oma) Gisela
    20. März 2024
    Antworten

    Großartige Erlebnisse! Wüste intensiv! Wir hatten damals nur eine Nacht in einem Zeltlager mit großen Zelten. Die Sonnenauf- und untergänge waren aber genauso traumhaft. Schöne Bilder für den Katalog. Sehr erstaunlich, dass die Kinder keine Angst beim füttern der Kamele hatten, immerhin sind die Köpfe fast so groß wie deren Oberkörper.
    Ich glaube bei eurem Marokkoaufenthalt habt ihr die intensivsten Erlebnisse mit Einheimischen. Nehmt die Entschleunigung des marokkanischen Lebens in euch auf und behaltet es.
    Viel Freude weiterhin!

    • Avatar-Foto
      Franzi
      21. März 2024
      Antworten

      Ihr Lieben beide
      Ja, wie schön wäre es, wenn wir die marokkanische Langsamkeit auch nach der Reise konservieren könnten.
      Durch Funny sind Anouk und Naira schon ein bissl an grosse Tiere gewöhnt und sie haben Mimun ganz schnell in ihr Herz geschlossen.

      Liebe Grüsse von uns allen!

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