Norsk Fiskeværsmuseum – Norwegisches Fischerdorfmuseum

Wir fahren von unserem Übernachtungsplatz zum grossen offiziellen Parkplatz ( auf dem man nicht über Nacht stehen darf) in Å. Von hier aus laufen wir erstmal eine kleine Runde auf einen nahe gelegenen Berg, zum einen weil wir erstmal Lust haben zu Laufen und zum anderen weil das Museum erst in einer halben Stunde öffnet.

Der Blick auf Å.

Danach machen wir uns auf zum Fischerdorf-Museum.

Das in situ erhaltene Ensemble ist eines der am besten erhaltenen und vollständigsten alten Fischerdörfer in Nordnorwegen. Zu entdecken sind die authentischen Gebäude Bootshaus, Lebertranfabrik, Herrenhaus, Schmiede, Postamt, Fischerhütte und Bäckerei aus dem 19. Jahrhundert. Sie veranschaulichen das harte und malerische Leben in einem Fischerdorf während der Lofoten-Fischerei und das ganze Jahr über. Die Besucher werden durch das tägliche Leben der Wanderfischer, der einheimischen Familien und des Gutsherrn geführt, der das Fischerdorf von etwa 1840 bis 1960 beherrschte.

Internetseite „museen.de“

In der kleinen Bäckerei wird noch immer mit dem Herd aus dem 19. Jhd. gebacken. Dieser muss nachts um 4 Uhr aufgewärmt werden, da er 3h dafür benötigt. Es wird auch nur einmal am Tag gebacken nach traditionellem Handwerk. Es gibt nur Brot und Zimtschnecken oder besser Zimtknoten. Diese gönnen wir uns für einen kleinen Vormittagssnack.

Wir nehmen dann an einer Führung teil, die im Eintrittspreis inbegriffen ist. Hierbei erfahren wir spannende Details über das Leben und Fischen Å.

Das Herrenhaus ist in weiß gestrichen, weil die Farbe teurer war als die rote Farbe, um zu zeigen, dass man Geld hatte.

Dann gab es das gelbe Haus einer Fischerfamilie zu sehen, die das ganze Jahr über dort in Å lebte. Es waren arme Leute, die alles nutzten, was sie hatten und nichts weg warfen.

Am eindrücklichsten fanden wir allerdings die einfache Fischerhütte. Eigentlich lebten nur 100 Einwohner ganzjährig in Å. Während der Monate, in denen gefischt wurde von Januar bis Mai schwoll das Dorf aber bis auf 900 oder 1000 Einwohner an. Diese Wanderfischer lebten dann oft zu 8 in diesen kleinen Fischerhütten. Es gab nur 4 Betten und es wurde in Schichten geschlafen. Die Betten waren oben unter der Decke, weil sonst kein Platz dafür war. Auch waren sie sehr kurz. Das lag daran, dass die Menschen hier im Norden sich nicht komplett waagerecht ins Bett gelegt haben aus Angst vor einer Kreatur, die sich in der Nacht auf die Brust setzt und Albträume verursachen könnte.

Danach ging es weiter zur Fisch-Öl-Fabrik bzw. Lebertranfabrik. Hier wurde aus der Leber des Dorschs das Öl gewonnen. Am Anfang wurden die frische Leber in einem Eimer im Sommer raus gestellt. Durch die Gärung zerfiel die Leber und das Öl trat aus und sammelte sich an der Oberfläche. Bei einem neueren Verfahren wurde die Leber über Stunden bei niedriger Temperatur gekocht. Das Öl wurde vielseitig verwendet. Zum Einen wurde es mit billigem, rotem Eisenoxid vermischt als diese typische Farbe verwendet, mit denen die Häuser hier überall gestrichen wurde. Diese Farbe brauchte mehrere Wochen zum trocknen, war aber dafür sehr langlebig: die Häuser mussten nur alle 6 Jahre neu gestrichen werden, statt mit herkömmlicher Farbe alle 3 Jahre. Auch wurde das Öl für Lampen verwendet oder nochmal aufgekocht als Imprägnierung für Kleidung. Auch als Lebertran als Nahrungsergänzungsmittel ist es noch heute offiziell in Norwegen empfohlen, weil es reich an Vitaminen und Omega -3-Fettsäuren ist.

Die Fisch-Saison dauert von Januar bis Mai. Es wird hauptsächlich Dorsch (=Kabeljau) gefangen und zu Trockenfisch verarbeitet. Hierbei wird der Kopf abgetrennt. Vom Fisch wird (von den Kindern) noch die Zunge entfernt, weil diese gebraten als Delikatesse gilt. Der Kopf wird auch getrocknet. Der Körper wird dann ausgenommen und immer paarweise über das „Hjell“ Holzgestell gehängt. Hier trocknet er von Januar bis April/Mai. Stabil kaltes Wetter verhindert Baktierienbefall und schützt den Fisch vor Insekten. Danach muss der Fisch nochmal 2-3 Monate in einer Halle weiter trocknen. Zum Schluss sind 80% des Wassers verschwunden. Die Einheimischen, die das ganze Jahr hier leben, machen jedoch aus allen möglichen Fischarten Trockenfisch, um ihn haltbar zu machen. Der Dorsch jedoch geht hauptsächlich in den Export nach Italien und Nigeria. Als in Nigeria ein Bürgerkrieg tobte, unterstützte Norwegen die Bevölkerung indem diese die Fischköpfe als Nahrungsquelle dort hin schickte. Daraus entwickelte sich eine bis heute traditionelle Fischsuppe. Aus diesem Grund ist Nigeria Hauptabnehmer für die Trockenfisch-Köpfe.

Das Bootshaus, was jetzt von Straßen umgeben ist, lag früher direkt an einem Strand, sodass die Boote direkt zu Wasser gelassen werden konnten. Die Straße wurde erst in den 60er Jahren gebaut. Auch die anderen einfachen Fischerhütten waren früher nur vom Wasser/Boot aus zugängig und erst später wurde eine Straße gebaut. Hier liegen nicht nur Boote, sondern man kann auch den „Draugen“ suchen. Er sitzt in einem Boot unter dem Dach im ersten Stock. Der Sage nach ist er ein verstorbener Seemann, der sein Unwesen auf dem Meer treibt und andere Fischer mit in den Tod reißt. Es heißt, dass, wenn sich das Boot in einem Sturm schwer anfühlt und du kaum schaffst zu rudern, dann sitzt der „Draugen“ hinter einem mit ihm Boot. Dann darf man sich nicht zu ihm umdrehen, sonst nimmt er einen mit unter Wasser. Diese Furcht vor dem „Draugen“ war real nützlich, denn in einem Sturm war es lebensrettend, wenn man sich nicht viel bewegte auf dem Boot, da dies sehr wackelig war und man stattdessen immer weiter ruderte, um aus dem Sturm raus zu kommen. Gleichzeitig gab es aber auch den Marmælen, der als kleiner Wassermann oder die „Stimme des Meeres“ übersetzt werden kann. Dieser war klein und gutmütig, aber auch zu Spässen aufgelegt. Er half und warnte die Fischer. Derjenige,der die leise Stimme des Marmælen auffing/hörte und zeitig wieder ans Land ruderte, konnte das Boot, den Fang und sein Leben retten. Diejenigen, die seine Stimme überhörten, verschwanden alle im Meer.

Zum Schluss gabs noch die Post zu sehen. Hier konnten Kinder „helfen“ die Spiel-Päckchen und Briefe mit jedoch echten Namen bei den jeweiligen Personen einzusortieren, so wie es früher gemacht wurde. Hier hatte jeder Einwohner solch ein Fach, welches von der einen Seite vom Postmann bestückt und von außen von der jeweiligen Person mit einem Schlüssel geöffnet werden konnte.

Danach laufen wir zum Camper und wir machen schnell Nudeln mit Pesto. Wir haben alle Hunger. Gegen 16.30 Uhr machen wir uns auf den Weg nach einem Schlafplatz. Der Wanderparkplatz, den wir uns ausgesucht hatten, existiert leider nicht mehr, sodass wir in die Stadt Reine fahren und dort auf einem Parkplatz am Hafen für 25 Euro übernachten können. Wir sind ganz schön entsetzt, dass es hier so schwierig ist, irgendwo zu frei zu parken. Es sind so immer noch so viele Camper unterwegs. Unsere Hoffnung, dass wir jetzt am Ende der Saison mehr Ruhe haben, hat sich leider bis jetzt noch nicht erfüllt.

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Franzi Verfasst von:

2 Kommentare

  1. (Opa) André und (Oma) Gisela
    19. August 2023
    Antworten

    Immer wieder spannende Erlebnisse! Danke, dass wir mit und von euch lernen können. Tolle Landschaft, tolle Eindrücke!
    Musstet ihr eigentlich die vielen Fähren vorbuchen?

    • Avatar-Foto
      Franzi
      22. August 2023
      Antworten

      Hallo ihr Lieben
      Wir freuen uns auch immer wieder wie viel es hier zu entdecken gibt. Gebucht haben wir nur die längere Fähre zu den Lofoten, um wirklich einen Platz zu haben. Im Nachhinein haben wir erfahren, dass sie aber nur 50% mit gebuchten Plätzen füllen und den Rest mit denen, die einfach so kommen. Bei den anderen Fähren sind wir einfach hin gefahren. Und teilweise waren sie kostenlos und so etwas wie ein Strassenersatz. Und das Verladen ging teilweise so schnell. Kaum waren wir drauf gefahren, schon haben wir abgelegt. Das hat man gemerkt, dass das für die alles Routine ist 😀

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